Bei den Ausbauarbeiten der belgischen Kriegsgräberstätte Lommel in den
1950er-Jahren halfen Jugendliche aus 16 Nationen mit. Dabei entstand das Motto
"Versöhnung über den Gräbern", das noch heute für die Jugendarbeit des
Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge steht.
Friedhofbeschreibung
Die deutsche Kriegsgräberstätte Lommel liegt in der flämischen Region
Belgiens in der Provinz Limburg. Die 16 Hektar große Anlage, die unter
Denkmalschutz steht, ist in 63 Felder mit bis zu 28 Reihen und 640 Gräbern
aufgeteilt. Auf dem Friedhof stehen nahezu 20.000 Kreuze, auf denen beidseitig
die Namen, Lebensdaten und die Grabnummer von zwei Gefallenen dokumentiert
sind.
Belegung
Von den 39.111 in Lommel Bestatteten waren ursprünglich 13.000 unbekannt.
Der Volksbund konnte bis heute fast 7.000 Schicksale nachträglich klären. Die
dort bestatteten Soldaten waren vor allem während der Kämpfe in Belgien und im
Westen Deutschlands, insbesondere bei Aachen, im Hürtgenwald und am Brückenkopf
Remagen, ums Leben gekommen.
In Lommel erhielten außerdem 542 deutsche Soldaten des Ersten Weltkriegs
ihren letzten Ruheplatz, nachdem ein kleiner Soldatenfriedhof in Leopoldsburg
aufgelöst worden war.
Historie
Schon gegen Ende des Zweiten Weltkriegs bestattete der amerikanische
Gräberdienst seine sowie deutsche Gefallene provisorisch auf vier
Sammelfriedhöfen: Henri-Chapelle, Fosse, Overrepen und Neuville-en-Condroz. Die
deutschen Toten wurden 1946 und 1947 nach Lommel umgebettet, die amerikanischen
auf den zwei Friedhöfen Neuville-en-Condrez bei Lüttich und Henri-Chapelle
westlich von Aachen zusammengelegt.
1946 begann der belgische Gräberdienst damit, im Land alle weiteren
deutschen Gräberanlagen des Zweiten Weltkriegs aufzulösen und die Toten nach
Lommel sowie – zu einem kleineren Teil – auf eine Anlage bei Bastogne zu
überführen.
Direkt nach Abschluss des Kriegsgräberabkommens zwischen der deutschen und
belgischen Regierung 1952 gestaltete der Volksbund das in einem großen
Heidegebiet liegende Gräberfeld gärtnerisch um.
Am 6. September 1959 wurde die bis dahin größte deutsche Kriegsgräberstätte
des Zweiten Weltkriegs im Westen mit einer Gedenkstunde der Öffentlichkeit
übergeben. Pate des Friedhofs ist der Landesverband Niedersachsen.
Besonderheit
An den Ausbauarbeiten des Friedhofs in den 1950er-Jahren beteiligten sich
Jugendliche aus mehreren Ländern. 1954 halfen fast 400 Jugendliche aus 16
Nationen mit. Bei der gemeinsamen Arbeit entstand das Motto "Versöhnung über
den Gräbern", das für die Jugendarbeit des Volksbunds noch heute gilt und
später durch "Arbeit für den Frieden" ergänzt wurde.
Die internationale Jugendbegegnungs- und Bildungsstätte Huis Over Grenzen
eröffnete am 17. September 1993 im Eingangsgebäude der Kriegsgräberstätte. Der
Übernachtungsbetrieb wurde Ende 2024 eingestellt,
das Haus wird zu einem Lern- und Erinnerungsstandort mit Ausstellung
umgestaltet. Führungen können weiterhin angefragt werden: Huis Over Grenzen
Der Volksbund macht historische, soziale und politische Bildungsangebote
auch für mehrtätige Aufenthalte in den drei JBS in Ysselsteyn (Niederlande),
Niederbronn-Les-Bains (Frankreich) und Golm (Deutschland) .