Auf der Kriegsgräberstätte Golm auf der Insel Usedom wurde die Gedenkkultur
nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 grundlegend überarbeitet. 2005
eröffnete der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge die Jugendbegegnungs- und
Bildungsstätte Golm.
Friedhofbeschreibung
Auf der Ostseeinsel Usedom, direkt an der Grenze zu Polen, liegt die
deutsche Kriegsgräberstätte Garz "Auf dem Golm". Sie ist die größte Anlage in
Mecklenburg-Vorpommern. Der Golm ist mit 69 Metern die höchste Erhebung auf
Usedom. Bis zur Wiedervereinigung wurde wenig auf dem Friedhof getan. Erst 1995
erfolgte die Neugestaltung der Gräberfelder auf Initiative der 1992 gegründeten
Interessengemeinschaft Gedenkstätte Golm. Seither weist am Aufgang ein
Holzkreuz auf den Friedhof hin und mahnt in Sichtweite der polnischen Grenze
zur Versöhnung über Gräber und Grenzen hinweg. An der höchsten Stelle des
Friedhofs befindet sich ein Mahnmal in Form eines Betonrundbaus, den der
Rostocker Bildhauer Wolfgang Eckardt gestaltet hat. Das Werk trägt die
Inschrift "Dass nie eine Mutter mehr ihren Sohn beweint". Seit 1984 steht die
vom Bansiner Bildhauer Rudolf Leptien geschaffene Statue "Die frierende Frau im
Soldatenmantel" auf der Anlage.
Belegung
Mehrere Tausend Menschen sind auf dem Golm bestattet, darunter viele
Bombenopfer aus dem heute polnischen Swinemünde. Schon 1944 diente er unter der
Bezeichnung Ehrenfriedhof Swinemünde-Golm als Friedhof für Soldaten, die im
südlichen Ostseeraum und in den Lazaretten von Swinemünde gestorben waren.
Historie
Anfang März 1945 sammelten sich in Swinemünde Flüchtlinge und Soldaten:
Kilometerlange Trecks warteten auf die Überfahrt. Im Hafen lagen etliche voll
besetzte Flüchtlingsschiffe. Auf dem Bahnhof standen überfüllte Lazarett- und
Flüchtlingszüge zur Abfahrt bereit. Der Ort war zu diesem Zeitpunkt ein
wichtiger Wehrmachts- und U-Boot-Flottenstützpunkt. Am 12. März 1945 griffen
661 amerikanische Bomber die Stadt an. Nach jüngeren Forschungen starben an
diesem Tag in den Mittagsstunden zwischen 4.500 und 6.000 Menschen, darunter
viele ausländische Zwangsarbeiter.
In den ersten Jahren nach Ende des Zweiten Weltkriegs kümmerten sich nur
einzelne Angehörige um die Gräber. Seit 1950 bemühte sich die Evangelische
Landeskirche im ständigen Konflikt mit staatlichen Stellen der DDR vergeblich
um eine dauerhafte Gestaltung des Friedhofs, der zu dieser Zeit bereits
teilweise verwildert war. Im Sommer 1969 ließ der Rat des Kreises Wolgast alle
Grabkennzeichnungen entfernen.
Am 1. März 2000 übernahm der Volksbund die Trägerschaft. Jährlich erinnert
er am 12. März und am Volkstrauertag auf dem Golm an die Toten des
Bombenangriffs 1945. Seit 2001 gibt es eine Dauerausstellung im
Informationsgebäude der Kriegsgräberstätte.
Besonderheit
Am 12. März 2005 eröffnete der Volksbund die internationale Jugendbegegnungs- und Bildungsstätte
(JBS) Golm im Fischerdorf Kamminke. Die friedenspädagogischen
Bildungsangebote der JBS richten sich vor allem an Schulen und internationale
Jugendbegegnungen. Auch Vereine, Verbände und Institutionen wie Kirchen,
Bundeswehr, Bundespolizei und Universitäten nutzen die Begegnungsstätte im
Rahmen ihrer Jugend- und Erwachsenenbildung. Weitere Jugendbegegnungs- und
Bildungsstätte unterhält der Volksbund in Ysselsteyn (Niederlande),
Lommel (Belgien) und Niederbronn-Les-Bains (Frankreich).